Ich will Wohlfühl-Kommunikation

Viele Dinge, die zwischen Mann und Frau nicht klappen, versucht man sich damit zu erklären, dass die beiden Geschlechter einfach unterschiedlich ticken. Das sei evolutionär, erziehungstechnisch oder hormonell bedingt, oder warum auch immer. Ich glaube da nicht dran. Männer sind anders, Frauen aber auch.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es zu jedem Menschen, sei es Mann oder Frau, auch den passenden Partner gibt, sei es Mann oder Frau. Welche Charaktereigenschaften notwendig sind, damit es passt, hängt dabei nicht vom Geschlecht, sondern vom Gegenüber ab. Jedem Topf seinen Deckel!

Ein gutes Beispiel dafür ist die Art und Weise, wie Mann und Frau miteinander kommunizieren und vor allem in welcher Häufigkeit. Früher hat man sich Briefe geschrieben, die teilweise tagelang unterwegs zum Liebsten waren. Zwischendrin musste man warten, schmachten und hoffen, bald Antwort zu erhalten. Man hat sich gut überlegt, was man wie schreibt, damit es beim anderen auch richtig ankommt.

Heutzutage ist man mit WhatsApp und den zahlreichen Konkurrenzprodukten immer und jederzeit sofort in der Lage Rede und Antwort zu stehen. Und hier wird es schwierig. Man hat zwar die Gelegenheit sofort zu antworten, möchte man das aber auch? Banalitäten gehen einem ja flott von der Hand, sind diese Chattools aber wirklich dafür geeignet, kurzerhand einen ernstgemeinten Dialog zu führen? Wohl kaum. Man sieht weder das Gesicht des anderen, noch hört man den Tonfall, da helfen auch die Emoticons oftmals nicht weiter. Und schon ist das Missverständnis da und wird zum handfesten Streit. Trotzdem trifft man häufig auf die Erwartungshaltung, dass der/die Angeschriebene doch bitte sofort zu antworten hat. Zumal wenn man darüber hinaus auch noch die Information hat, dass der/die gerade online ist.

Für mich gilt hier, wie in allen anderen Lebenslagen, verhalte Dich Deinem Gegenüber so, wie Du es von ihm erwarten würdest, um Dich wohlzufühlen. Und zwar ab Tag 1. Und wenn es auch nach einem klärenden Gespräch mit der Wohlfühl-Kommunikation nicht klappt, dann klappt es in allen anderen Situationen und auch nach wochenlangem Warten nicht. Wenn ich mich ständig ärgere, weil mein Gegenüber entweder nicht antwortet oder mich mit Nachrichten bombardiert, wie soll da eine Freundschaft oder Partnerschaft funktionieren? Und umgekehrt, wenn ich mich verbiegen muss, weil ich grad keine Zeit (oder auch keine Lust, klar!) habe in Ruhe zu schreiben, wie soll daraus eine konfliktfreie, harmonische Beziehung erwachsen?

Ich habe beides schon erlebt, Männer, die sich alle heiligen Zeiten melden, wenn sie gerade einsam sind und „an einen denken“. Und Männer, die schneller schreiben, als man lesen kann. Wenn man sich damit nicht wohlfühlt, leave it. Das gilt meiner Meinung nach auch für Freundschaften. Ich habe Freunde, mit denen kommuniziere ich eher selten, trotzdem bleiben wir uns seit langem herzlich verbunden und bei jedem Treffen freut man sich den anderen zu sehen. Mit anderen habe ich einen engeren Kontakt, man schreibt sich, telefoniert, trifft sich regelmäßig. Auch hier passt es, ohne dass man sich irgendwie verpflichtet fühlt. Und so sollte es grundsätzlich sein, man kommuniziert wie selbstverständlich miteinander und alle fühlen sich wohl.

Und so wünsche ich mir das auch in einer Partnerschaft. Kann ich mit einem anderen Menschen wie selbstverständlich über alles reden, und zwar dann wenn uns danach ist, ohne dass sich einer von beiden entweder bedrängt oder vernachlässigt fühlt, dann gibt es eine Basis auf der man aufbauen kann.


Kommentare

Ich will Wohlfühl-Kommunikation — Ein Kommentar

  1. Du kennst ja das Eisberg-Modell der Kommunikation. Den Teil unter der Oberfläche kann man nur ahnen und wird auch nach Jahren der Partnerschaft immer wieder davon überrascht. Mir kommt es so vor, als ob das richtige Gespür für das Kommunikationsbedürfnis nur eines von vielen Gespüren ist, die eine gute Partnerschaft braucht. Und sich mit den Bedürfnissen von jemand anderem zu beschäftigen ist in erster Linie eine Entscheidung. Die schönste Parabel davon, die ich kenne, ist Der kleine Prinz.

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