Ich habe mir im Sommer 2014, nach vielen Jahren der „Enthaltsamkeit“, wieder ein Tattoo stechen lassen. „Carpe diem“. Was ich damit eigentlich sagen möchte habe ich aber bisher nicht verstanden. Zumindest habe ich es nicht von Herzen umgesetzt. Jetzt ist Weihnachten vorbei, Silvester steht vor der Tür und es ist mal wieder Zeit, über das vergangene Jahr nachzudenken und gute Vorsätze für das neue zu schmieden. Und da fällt mir dieses vermaledeite „nutze den Tag“ wieder ins Auge.
Ich stelle fest, dass ich zwar viele Dinge tue, mein Blog, meine Handarbeitsprojekte, mein Olivenöl, und ganz nebenbei arbeite ich ja auch noch und habe eine Wohnung in Ordnung zu halten. Und trotzdem warte ich, stehe ich in Hab-Acht-Stellung. Auf was eigentlich? Auf den Menschen, der mich glücklich macht? Auf den richtigen Moment? Wofür?
So sitze ich Tag für Tag in dieser Wohnung und warte darauf, dass mein neues Leben an die Tür klopft. Immer noch funktioniere ich. Steh auf, wasche mich, gehe entweder in die Arbeit oder tue, was ich mir an Projekten vorgenommen habe umzusetzen. So vergeht der Tag in Geschäftigkeit, ohne mich einmal gefragt zu haben, wie ich mich gerade fühle, nach was mir eigentlich gerade ist, was mir gut tun würde. Achtsamkeit, nicht die Spur davon. Statt dessen wird es Abend und ich habe keine Lust mehr zu funktionieren. Damit sollte jetzt Schluss sein.
Ich sollte endlich akzeptieren, dass ich allein dafür verantwortlich bin, glücklich zu werden, und endlich damit anfangen. Daher habe ich nur einen guten Vorsatz für 2015 – ich werde mit mir selbst glücklich. Vielleicht brauche ich Hilfe dazu, aber ich muss es wollen. Und dabei werde ich ab jetzt weder auf andere Menschen noch auf den rechten Augenblick warten. Glück ist jetzt – das steht auf einer Karte bei meinem Physiotherapeuten. Das bedeutet mein Tattoo. Mach was draus.