Ich will – Kekse zum Nikolaus

Was habe ich in meinem Leben schon an Weihnachtskeksen gebacken! Und Stollen, und Früchtebrot, und Lebkuchen, und, und, und. Tonnen sind es nicht, aber in die zig Tausende geht die Zahl der Leckereien bestimmt. Schließlich bin ich schon ein Vierteljahrhundert weihnachtliche Zuckerbäckerin.

Ich kann mich gut an die Urlaubstage erinnern, an denen ich in 8 Stunden und mehr meine 11 Sorten Plätzchen rausgehauen habe, stolz wie Oskar. Schaut her, was ich kann! Unerreicht in Menge, Vielfalt und Geschmack! Ich habe alles genauestens geplant, eingekauft, Effizienz-Zeitpläne erstellt, welche Sorte wann und in welcher Reihenfolge am Besten zu backen ist.

Und dann habe ich meine Umwelt damit überschwemmt: Familie, Freunde, Kollegen; als Gastgeschenk, zum Meeting, oder nur als kleine Aufmerksamkeit. Sicher, praktisch ist das schon, wenn man immer was Selbstgemachtes parat hat. Aber was ist mit mir? Hab ich die Kekse auch für mich gebacken, frage ich mich heute. Nein, habe ich nicht. Ich habe gebacken, um anderen eine Freude zu machen (was gut ist), aber auch um dafür geliebt und für meine Leistung anerkannt zu werden (was schlecht ist). Weil Plätzchenbacken einfach dazu gehört. Also auch um meine eigene Erwartung an eine Ehefrau zu erfüllen und Behaglichkeit ins traute Heim zu bringen. Und dabei waren die Kekse für mich nur: Böse, weil man davon dick wird. Bedeutungslos, weil ich mir damit selbst keine Freude gemacht habe. Enttäuschend, weil ich von niemand anderem Plätzchen bekommen habe.

Ich habe in der Zwischenzeit einiges über Selbstliebe gelernt, auch, was der Unterschied zwischen „um seiner selbst Willen geliebt“ und „für seine Leistung anerkannt“ zu werden ist. Deshalb habe ich dieses Weihnachten geschmollt. Keine Kekse, für niemanden. Backt Euch doch selbst Eure Plätzchen!

Aber was ist mit mir? Gestern habe ich mein inneres Kind gefragt, wie es denn die Adventszeit mit mir Erwachsenem so findet. Die Antwort kam prompt: Warum bekomme ich keinen Schokonikolaus? Morgen ist doch Nikolaus. Und ich gehe leer aus! Bin ich nicht brav gewesen? Ich wünsche mir so sehr, dass es in der Wohnung nach Weihnachten riecht und ich einen Nikolaus habe.

Also ist die Erwachsene am späten Samstag nachmittag nochmal los zum Edeka. Mein inneres Kind bekam seinen Nikolaus aus weißer Schokolade, weil das ihre Lieblingsschokolade ist. Und ich backte (oder buk?) auch ein paar Kekse, aber ohne Mehl und Zucker, den Kompromis haben wir geschlossen.

Die Kekse sind nur für uns beide, meinem inneren Kind und mir.

Und so wünschen wir Euch eine geruhsame Vorweihnachtszeit, ohne Stress und Erwartungsdruck. Nehmt Euch die Zeit, auch einmal auf Eure innere Stimme zu hören und mal nur das zu tun, worauf Ihr Lust habt.

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