Berufung Therapeut?

Ausgelöst durch ein tiefgreifendes Ereignis in meinem Privatleben habe ich vor längerer Zeit angefangen, mein bisheriges Leben zu hinterfragen. Ich könnte darüber viele Blogeinträge schreiben, im Großen und Ganzen geht es aber um die wohl typische Midlife-Crisis-Überlegung, wie sinnhaft das ist, was man tut, wie man lebt, welche Glaubenssätze man hat.

Ich habe dadurch ausgelöst eine schwere Krise hinter mir und auch heute noch immer wieder zeitweise Rückschläge in Form von negativen Gedanken, destruktiven Verhaltensweisen, oder schlechten Gefühlen. Doch ist in den letzten Jahren etwas ganz entscheidendes passiert. Ich lebe das Leben, dass ich leben möchte und entscheide mich ganz bewusst dafür. Das beinhaltet auch, dass ich Dinge, die ich nicht gut finde aber nicht ändern kann in Kauf nehme, oder einfach nein sage, wenn ich etwas nicht möchte, ohne Angst vor Ablehnung.

Wie äußert sich das? Im Privaten bedeutet das z. B. dass ich ganz viele Dinge selbst mache (Waschmittel, Pflegeprodukte, Lebensmittel), wo es geht nur noch gebraucht kaufe, und viel Energie in Foodsharing.de stecke. Außerdem verkaufe ich nun schon in der dritten Saison mein eigenes Olivenöl und handarbeite quasi permanent für Kunden. Beides macht mich unglaublich zufrieden, da ich zum einen etwas Reales schaffe, und zum anderen direkt das positive Feedback meiner Kunden bekomme.

Beruflich bedeutet das zum einen, dass ich mich mit den Dingen, die mich unzufrieden machen, arrangiert habe und mich emotional in meinem Job auf das Positive fokussiere. Zum anderen arbeite ich aber auch aktiv an einer Exit-Strategie. Und jetzt kommen wir zum Titel dieses Blogeintrags.

Ich war als Patientin in Psychotherapie (mal ehrlich, wer noch nicht?) und habe dabei festgestellt, dass mir das zum einen sehr geholfen hat meine Krise zu überwinden, zum anderen musste ich aber auch feststellen, dass es zu wenig Angebot an spezialisierter Psychotherapie gibt.

Was meine ich damit? Auf vielen Websites bieten Therapeuten ein ganzes Sammelsurium an Problemstellungen an, die sie mit ihrer Therapieform bearbeiten und lösen können wollen. Ich möchte das ganz sicher nicht bewerten, für mich hätte ich mir damals aber etwas anderes gewünscht. Ich erwarte als Patient ja auch nicht von meinem Hausarzt, dass er mein gebrochenes Bein oder meine Herzbeschwerden behandelt, sondern mich zu einem Spezialisten überweist. Gleiches wünschte ich mir auch von der Psychotherapie. Ich war auf der Suche nach einem Spezialisten, der Erfahrung mit Patienten mit Essstörung hat. Kurzfristig jemanden gefunden hatte ich nicht.

Heute, drei Jahre später, möchte ich selbst so eine Therapeutenrolle einnehmen. Ich habe das Bedürfnis, meine Erfahrung mit anderen Menschen zu teilen und sie dabei zu unterstützen, ein zufriedeneres Leben zu führen. Ich habe dazu im April diesen Jahres einen Vorbereitungskurs für die Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie absolviert und werde hoffentlich im März erfolgreich die Prüfung ablegen. Parallel dazu startete im November meine Fortbildung in kognitiver Verhaltenstherapie. Ich bin umgezogen und habe nun eine Wohnung mit Therapieraum. Eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Essstörungen und eine weitere Website ist in Planung. Geht alles nach Plan, werde ich im nächsten Jahr mit kleinen Schritten mein neues Berufsleben als Therapeutin mit Schwerpunkt Essstörung / emotionales Essen / Achtsamkeit beim Essen / Ernährungsberatung beginnen und sukzessive mein bisheriges Angestelltendasein reduzieren. Bis dahin werde ich bestimmt den ein oder anderen Blogeintrag zum Thema schreiben.

Falls es unter meiner Leserschaft daran interessierte Menschen gibt, meldet Euch bitte bei mir. Ich freue mich über jede Art von Feedback zu dem Thema.


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