Heute ist Heimreisetag 1. Die knapp 800 km am Stück, daran ist nicht zu denken. Zwischenstopp in Bad Sooden. Fünf Tage campen liegen hinter mir, meine Zukunft vor mir. Die Gestaltung obliegt mir selbst.
Nach meinem anfänglichen Anfall von Camping-Hospitalismus ist mir ein Artikel aus meiner geliebten Zeitschrift „Flow“ eingefallen. Darin wird ein Ehepaar beschrieben, das aus einer großen Wohnung in ein 12 qm großes mobiles Haus umgezogen ist, und seitdem viel zufriedener lebt. Die Idee – je weniger Wohnraum desto mehr Lebensraum; je weniger Besitz desto freier in der Lebensgestaltung. Und davon bin ich inzwischen auch überzeugt.
Gemerkt habe ich das bereits bei meinem Umzug. Ich habe mich extrem verkleinert, mich von vielem getrennt, und merke immer noch, dass ich viel zu viel Zeug rumstehen habe. Dinge, die ich eigentlich gar nicht brauche, die mich nicht froh machen. Ideeller Wert statt materieller; Flohmarktfunde statt Amazon; Second Hand statt Haute Couture; Selbstgemachtes statt Gekauftes. Das macht mich froh.
Aber wieder zurück zum Campen. Hier gilt das gleiche Prinzip; Reduktion auf das Wesentliche, denn das Leben findet draußen statt. Der Rückzugsort ist die Natur. Als ich das endlich geschnallt hatte, ging es mir besser. Lange einsame Spaziergänge, viele ehrliche Gedanken, mit mir allein sein. Das habe ich in der letzten Zeit viel zu wenig gemacht. Mich statt dessen mit tausend Kleinigkeiten beschäftigt.
Ich habe mir Barmstedt erlaufen und dabei mich selbst wieder gefunden. Mein Kompagnon meinte, dass ich von meinen Wanderungen so zufrieden und offen zurückgekehrt bin, dass ich mir wieder fest vorgenommen habe regelmäßig zu wandern. Allein unterwegs sein hat etwas meditatives. Ich komme zu mir, spüre mich, lasse meine Gefühle zu. Bin mit meinen Sinnen im Hier und Jetzt. Achtsam sein fällt mir dabei relativ leicht, nachdem es sonst so unglaublich schwer für mich ist. Beim Gehen bin ich zum Nichtstun gezwungen, ansonsten falle ich auf die Nase. Und das hat mir die Woche gut getan.
Und das Campen ist richtig gut. Ich brauche keine Luxushotels, ganz im Gegenteil. Die Improvisation hat richtig Spaß gemacht. Man braucht so wenig um zufrieden zu sein. Die Grundbedürfnisse – ein Bett, was zu essen, Wärme, Gesellschaft, ja, und ab und zu eine Dusche. Der Rest ist eigentlich fast egal. Das habe ich die letzten Tage gelernt. Ich habe Lust aufzubrechen, wo auch immer ich ankomme. Der Weg ist das Ziel, oder? Carpe diem.